Philosophischer Rabatz

Eva Meijer: Die Sprachen der Tiere

Eva Meijer: Die Sprachen der Tiere

Menschen können sprechen, Tiere höchstens kommunizieren. Diese Grenzziehung soll einen grundlegenden Unterschied zwischen Menschen und (anderen) Tieren markieren. Eva Meijer zeigt eindrucksvoll, dass diese Linie nicht zu halten ist.

Das sagt Sebastian

Ein Papagei, der die Forscherin fragt, welche Farbe sein Gefieder hat. Ein Delfin, der Selbstmord begeht, nachdem er von seinem Pfleger getrennt wird. Elefanten, die sterbenden Artgenossen Trost spenden, sie nach dem Tod mit Erde und Blättern bedecken und jahrelang zum Grab zurückkehren. Wale, die singen und ihre Songs regelmäßig ändern.

Das sind nur ein paar der Beispiele, mit denen die Niederländerin Eva Meijer zeigt, dass Tiere viel mehr ausdrücken können, als Menschen lange Zeit angenommen haben.

Tiere sprechen – wir Menschen verstehen es nur oft nicht

Bis ins 20. Jahrhundert hinein herrschte oft die Vorstellung, Tiere könnten keinesfalls über Sprache verfügen und daher nicht denken. Für Descartes war das letztlich ein Grund, ihnen die Leidensfähigkeit abzusprechen, Heidegger folgerte aus der unterstellten Sprachlosigkeit sogar die Unfähigkeit zu sterben (Tiere verschwänden schlicht).

Jüngere Forschungen zeigen, dass erstaunlich viele Tiere erstaunlich komplex miteinander (und mit ihrer Umwelt) interagieren. Diese Interaktionen wurden aber lange übersehen, weil die Wissenschaften oft vom Standpunkt menschlicher Sprach- und Kommunikationsmittel aus vorging. Dabei lässt sich plausibel machen, dass viele Tiere über Sprache verfügen: mit Vokabeln, Grammatik und der Fähigkeit, neue Zusammenhänge zu artikulieren.

Das hat weitreichende Folgen, etwa für die Beurteilung moralischer Fähigkeiten von Tieren. Manche Philosoph*innen sprechen Tieren sogar zu, politische Akteure zu sein – mit entsprechenden positiven Rechten.

Verständliche Sprache, viele Beispiele – und tolle Endnoten

Eva Meijer schreibt so, dass jede*r sie versteht. Dazu trägt auch bei, dass sie wirklich viele Beispiele beschreibt, die zeigt, was sie anschließend etwas theoretischer und mit Rückgriff auf Philosoph*innen erklärt. In den „Sprachen der Tiere“ begegnen den Leser*innen nicht nur Papageien, Affen, Delfine, Elefanten und Wale, sondern auch Präriehunde, Bienen, Krähen, Tintenfische, Giraffen, Eidechsen, Fische, Ameisen, Mäuse und Kakerlaken. Dazu nennt Eva Meijer in gut gesetzten Endnoten die Quellen, sodass einer weiterführenden Beschäftigung mit dem jeweiligen Lieblingstier nichts im Wege steht.